TestLabor: DRAGON AGE INQUISITION (PS4)

LOGOS - Überschrift TEST Plays

Teil eins war riesig, aber auf Konsole etwas zu fummelig zu bedienen. Teil zwei war knackiger und eher auf besagte Konsolen zugeschnitten, kam bei vielen Fans des Erstlings aber weniger gut an. Ich mochte Dragon Age 2. Und jetzt ist des Drachenalters dritter Streich endlich da. Ist es zu wenig Rollenspiel, zu viel Action, zu wenig Dies oder zuviel Jenes? Nein, es ist einfach gut!

Die Entwicklerschmiede Bioware hat mit Dragon Age Inquisition ein brillantes Rollenspielchen abgeliefert. Obwohl “Spielchen“ etwas untertrieben ist. Handelt es sich hier doch um ein gewaltiges Spiel, vollgestopft mit allerlei geilen Sachen… ein echter Spielebrocken!

“Auch nach 30 Stunden hatte ich immer noch das Gefühl,
lediglich einen Bruchteil gesehen und erlebt zu haben…”

Die Story beginnt mit dem von euch in einem tollen Editor penibel erstellten Charakter und erzählt im Laufe der Zeit eine klassische “Auserwählten-Geschichte“. Wir sind der/die Einzige, die/der dem Bösen Einhalt gebieten kann… wie immer eigentlich. Das Spannende hier sind serientypisch die ganzen Verflechtungen, politischen Intrigen und persönlichen Beziehungen. Vieles von dem was ihr sagt und tut hat großen Einfluss auf die Welt um euch herum, den Storyverlauf und wie ihr von den Bewohnern und euren Mitstreitern wahrgenommen und behandelt werdet. Das ist keine dekorative Augenwischerei, sondern euer Tun hat streckenweise drastische Auswirkungen auf “Euer“ Abenteuer. Und genau das ist, was Dragon Age von anderen Rollenspiel-Granaten wie Skyrim abhebt. Die Welt ist voller denkwürdiger Figuren mit einer eigenen Geschichte; eure Gefährtin Sera, eine leicht bekloppte Scharfschützen-Elfe beispielsweise hat auf den ersten Blick bereits mehr Charakter-Tiefgang als viele Hauptfiguren anderer Spiele! Einfach super.

Ansonsten heißt es genretypisch Quests zu erfüllen, geheime Orte entdecken, Burgen einnehmen und fiese Wesen verkloppen. Für genügend Tiefgang ist spielerisch ausgiebig gesorgt; können wir doch Waffen und Rüstungen nicht nur aufwerten, sondern mit entsprechenden Plänen und gesammelten Ressourcen komplett herstellen. Zaubertränke und Brandbomben dürfen wir ebenfalls aus gefundenen Kräutern zusammenrühren. Die verschiedenen Klassen, aus denen wir zu Beginn für unseren individuellen Charakter wählen dürfen sind ebenfalls mit Fähigkeiten und Talenten zu versehen und ermöglichen uns dabei unseren Helden auf unseren Spielstil zuzuschneiden – Magier beispielsweise sind zwar eher Distanzkämpfer, können bei juckendem Prügelfinger aber auch zu schwertschwingenden Nahkämpfern feingetunt werden. Jedem das seine. Individualität wird bei Dragon Age eh sehr groß geschrieben, erschreckend viele Optionen und Möglichkeiten lassen einen so gut wie alles auf die eigenen Bedürfnisse münzen, das weiß zu gefallen.

Auf einem Kartentisch könnt ihr zwischendurch neue Gebiete erkunden, schickt eure Kundschafter auf zeitlich begrenzte Missionen und steigert so euren Einfluss in der virtuellen Fantasy-Welt. Denn nur mit genügend “Macht“ könnt ihr neue Storyabschnitte freischalten und dem bösen Corypheus eine ausreichend große Armee entgegenstellen. Hierfür werft ihr einen Blick auf eure aktuellen Aufgaben, frühstückt einzelne Missionspunkte ab oder wandert einfach durch die verschiedenen Landschaften. Abenteuer und nebenaufgaben findet man hier zu Hauf, auch bei einem harmlosen Spaziergang durch Wüsten, Wälder und verschneite Bergdörfer. Und eben diese Gebiete mit ihrer vielseitigen Geologie, Flora und Fauna machen nicht nur optisch einen super Eindruck, sondern verlocken einen auch immer wieder mal abseits der eigentlichen Pfade herum zu wuseln.

Technisch hat mich Inquisition größtenteils begeistert. Design und Artstil ist wirklich überragend, die Grafik mit den vielen verschiedenen Licht und Wassereffekten lassen eine grandiose Fantasy-Stimmung aufkommen und die orchestrale Untermalung toppt die meisten Filmmusiken. Auch die deutsche Sprachausgabe und Übersetzung sind gelungen. Viele andere Fantasy-Medien bemühen sich aufgrund der Burgen und Könige in ihren Geschichten einen gewisse Mittelaltersprache zu künzeln, da Dragon Age Inquisition aber nicht in unserem irdischen Mittelalter spielt, schert man sich hier einen feuchten Kehricht um solche Sprach-Konventionen und so hört gerne mal aktuellere Formulierungen und Schimpfworte. Dadurch wirken die Figuren weniger prätentiös-steif und gaukeln einem beinahe einen lustigen Roadtrip mit guten Freunden vor. Und Drachen. Groooßen Drachen!

“Wahnsinn, was für eine Mimik… alter Falter!”

Besonders löblich erwähnen möchte ich die Umsetzung der Bioware-typischen Charaktere und die Möglichkeit, sich mit ihnen zu verbrüdern. Man kann sämtliche Figuren zu Freunden, aber auch zu Feinden machen, man kann mit sämtlichen Charakteren in die Kiste springen und sogar aufeinander eifersüchtig machen. Einzelne Entscheidungen bringen Teammitglieder gegen euch auf oder nötigen ihnen Respekt für eure Entschlossenheit ab. Das alles wird durch durchweg gute bis verdammt tolle Animationen und Gesichtsausdrücke vermittelt, viele der virtuellen Wesen agieren glaubhafter als so manch überbewertete Hollywood-Nase. Diese tiefgründigen Techniken im Hintergrund machen die Welt und die Geschichte von Dragon Age Inquisition zu einem wirklichen Erlebnis und einem glaubhaften Abenteuer. Wirklich beeindruckend zu was Videospiele mittlerweile in der Lage sind.

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Die Steuerung ist sehr gut, leidet aber manchmal an der Mehrfachbelegung einzelner Tasten. Wenn ihr im Kampf beispielsweise mit X beiseite springen wollt aber stattdessen einen gefallenen Gegner plündert. Nicht schlimm, aber suboptimal. Auch die Menüführung ist streckenweise nicht perfekt gelungen und lässt manchmal ein wenig Übersicht vermissen. Einzelne, wenige Missionsziele wurden derart ungenau erklärt, dass ich tatsächlich im Internet nachschauen musste, wohin ich gehen oder mit wem ich denn nun reden sollte. Aber bei einem solchen Mammutprojekt sind solche kleineren Patzer zu verschmerzen. Auch die Tatsache dass Dragon Age Inquisition (wie jedes andere aktuelle Spiel leider auch) mindestens einmal abgestürzt ist, fällt dank der ständigen Möglichkeit speichern zu können nicht wirklich ins Gewicht. Vieles ist wahrscheinlich mittlwerweile eh schon durch Patches behoben worden.

Ich mag Dragon Age Inquisition sehr, sehr, sehr gerne. Es ist ein wahnsinnig tolles, abwechslungsreiches Rollenspiel, das nicht von Genrekonventionen zurückgehalten wird und einfach toll unterhält. Die Welt und ihre Bewohner sind großartig in Szene gesetzt und die verschiedenen Aufgaben und Quests machen immer Laune. Wer nicht vor einem 40 bis 80 stündigen Abenteuer abgeschreckt wird und Bock darauf hat seine Gaming-Zähne in ein saftiges Stück Videospiel zu hauen, sollte unbedingt loslegen. Ein brillantes Preis/Leistungs-Verhältnis. Mögen Andraste und der Erbauer mit Euch sein!

DRAGOllibabAge 😉

Testfazit - Dragon Age Inquisition