TestLabor: STAR TREK BRIDGE CREW (PSVR)

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Faszinierend.

Wir alle kennen die Abenteuer von Captain Kirk, Jean Luc Picard und all den anderen Figuren aus dem Star Trek Universum. Zwischen all den Geschichten voller Aliens, futuristischer Technik und philosophischen Fragen zur Herkunft oder Definition von „Leben“ geht es im Grunde um eins: das Zwischenmenschliche. Die Interaktionen zwischen der Crew. Und genau dieser Aspekt soll als Videospiel funktionieren? Hmmh…

Die Macher bei Ubisoft erfassen den Kern von dem, was das Star Trek Franchise ausmacht ausgesprochen gut. Anders als in den meisten Kinofilmen, erst recht den letzten beiden “Into Darkness” und “Beyond” geht es prinzipiell nicht um Action, Geballer oder möglichst spektakuläre Explosionen, sondern um Forschen, Entdecken und beinahe passives Verhalten im Weltraum. Vor allem in den Serien wird erst geredet und verhandelt, bevor man als letztes Mittel von der Schusswaffe gebraucht macht. Okay, bei Kirk ging es auch darum so viele weibliche Alien wie möglich zu begatten, aber das ist schließlich mehr eine Art Hobby des guten Captains. Auch er hätte seine Freude an Bridge Crew, davon gehe ich stark aus.

Worum geht es also? Um das Erfüllen verschiedener Missionen an Bord eines Föderationsschiffs. Hierfür übernehmen wir eine von vier Rollen, bzw. eine von vier Crewmitgliedern auf der Brücke des neuen Schiffs, Steuermann, Technischer Offizier, Ingenieur und natürlich Captain.

Letzterer gibt Befehle an seine Untergebenen, behält die Mission im Auge und sollte bestenfalls stets die Übersicht über alle Aspekte des Schiffs und der Mission haben. Der Steuermann lenkt das Raumschiff, setzt den Impulskurs und drückt den Hebel für Warp um die Schüssel schnellstmöglich von Punkt A nach Punkt B zu schicken. Der technische Offizier ist Auge, Ohr und Faust der Crew. Er scannt alles was nicht Niet und Nagelfest ist, macht notfalls die Waffen scharf und feuert bei Bedrohung aus allen Rohren. Zu guter Letzt haben wir den Ingenieur, der die Powerzufuhr des Schiffes kontrolliert, im Gefecht Energien vom Antrieb zu den Schilden schiebt und bei Beschuss den Schaden an der Hülle durch Entsenden von Reperaturteams wieder instand setzen lässt. Diese Vier sind also das Herz dieses Spiels und werden je nach Vorliebe vom Computer gesteuert, was ein wenig unflexibel aber kompetent von statten geht oder, was deutlich mehr Bock macht, von drei Mitspielern gesteuert, was durch die Wunder des Internets problemlos funktioniert. Ich persönlich hatte keinerlei Verbindungs oder Matchmakingprobleme. Ich wurde bisher immer vom Ubisoft-Server in deutschsprachige Teams verteilt, die von kompetenten Zockern bevölkert wurden.

Eine Crew, eine Mission!

Hier liegt die große Stärke von Bridge Crew, jeder Spieler muss eine sehr spezifische Rolle übernehmen und gewillt sein, diese in Absprache mit seinen Mitstreitern auszufüllen. Einzelgänger und Spielverderber sind hier unerwünscht. Nur wenn alle wissen was sie tun, sich absprechen und Bock haben, den Befehlen eines Vorgesetzten aus der Anonymität des Interwebs zu folgen, funktioniert das Konzept von Ubisoft. Bridge Crew ist eine Team Erfahrung, die man so nur von taktischen, teambasierten Onlinespielen, meist vom PC her kennt. Egoisten, die am liebsten bei Call of Duty auf einem Dach campen und ohne auf die Missionsziele zu achten immer stur das gleiche fabrizieren, sollten sich ein anderes Abenteuer suchen. Hier wird Teamwork großgeschrieben und spielerisch auf ein neues Level gehoben.

Da man im Grunde ständig Knöpfchen drückt und Hebel bewegt, ist Star Trek Bridge Crew eigentlich eine moderne Version eines Point and Click Adventures. Im besten Sinne. Mit Multiplayer.

Ich muss sagen, dass meine online Erfahrungen bisher ausgesprochen positiv waren, ich habe immer mit Leuten zocken dürfen, die Bock hatten, als gut geölte Maschine durchs All zu flitzen, Überlebende aus Rettungskapseln zu beamen und mürrische Klingonen in Schach zu halten. In 3D-Schach! (BILD). Mir hat die Absprache mit meinen Kollegen, die das ganze Star Trek Ding manchmal ein wenig auf sympathische Weise zu ernst nahmen und sich wirklich mit “Captain” und Co ansprachen immer Spaß gemacht und meine bisherigen Kapitäne haben mich meist durch ihre ruhige Art und Übersicht beeindruckt. Diese Art von Onlinezocken hat man nicht alle Tage, macht aber tierisch Laune. Is was anderes als das teilweise überhand nehmende Gemotze bei Battlefield, Titanfall und Co.

Wahrscheinlich lockt die Star Trek Marke auch eher Fans des Franchises an den Schirm als manch anderer Titel. Leute die Bock auf diese Art von Spiel und die leicht nerdige Atmosphäre haben. Ich glaube es ist keine Überraschung dass auch ich mich als kleiner Trekkie outen muss. Live long and prosper, ihr Geeks!

Intergalaktischer Frieden – Platformübergreifend

Außerdem hat es Ubisoft geschafft, eine bedeutende Barriere einzureißen, nämlich die, die Zocker verschiedener Platformen trennt. Endlich können Anhänger der PC Masterrace zusammen mit uns erbärmlichen Konsolen Daddlern zusammen das Universum retten. Das nenne ich echt mal futuristisch!

Die verschiedenen Missionen sind recht dynamisch, bieten verschiedene Aufgaben und sind in der Regel schön flüssig spielbar. Oft müssen wir harte Entscheidungen treffen, ob wir beispielsweise unter Beschuss unserem Ziel nachgehen, zurückfeuern oder bei beschädigtem Schiffchen feige das Weite suchen. Erfolg und Verlust liegt bei uns und unserem Handeln. Auf Dauer leidet zwar etwas die Abwechslung, doch das Missionieren mit immer neuen Kameraden bleibt stets interessant. Ich hoffe, dass Ubisoft ein paar DLCs nachreicht, zum Beispiel ein paar Missionspacks, auch gerne mit Szenen aus den Filmen und Fernsehserien. Oder die Brücke der “Next Generation”, die aber wahrscheinlich Extra-Credits kostet, denn nichts im Zockerleben ist mehr umsonst. Vielleicht legen die Franzosen ja sogar ein paar Tribbles drauf, wer weiß…

Technisch ist Bridge Crew ziemlich gut, das Design der Brücke erinnert an die jüngsten J. J.Abrams Filme, die Texturen und Animationen sind gut und der Sound ist hervorragend. Auch wenn die Raumschiff Kollegen manchmal etwas steif wirken, stört das in keiner Weise, weil wir uns um Wichtigeres kümmern müssen. Zusammen mit den guten englischen Sprechern und der gelungenen deutschen Synchro kommt hier von der ersten Sekunde 1 A nerdiges Trek-Feeling auf. Schließlich ist das ganze Game ein einziger, spielbarer Fanservice! Das Mittendrin-Gefühl dank der VR-Brille der Playstation ist grandios und die Übersicht immer gut. Lediglich die Steuerung der beiden Hände unseres Kadetten ist manchmal etwas fummelig und ungenau. Im Gefecht nimmt man mal nicht das Gespräch eines anderen Raumkreuzers an, sondern drückt versehentlich die “Roter Alarm”-Taste. Sehr zur Freude seiner Crewmitglieder. “Äh, das war nur um zu sehen ob ihr alle aufpasst!”… Ja klar! Gott sei Dank liegen auf der Armlehne nicht allzu viele wichtige Knöppe nebeneinander.

Was auf Dauer sehr angenehm ist und den Schwindel und Übelkeitsfaktor von Virtual Reality auf null reduziert ist die Tatsache, dass wir bequem auf unserem Sofa sitzen dürfen. Kein hektisches Umschauen oder über die Schulter blicken, einfach den Hintern vor der Playstation Kamera parken und drauf los fuchteln. Sehr ruhig und auch über längere Zeit super spielbar. So muss das sein!

Höhen oder Sinkflug?

Also, Butter bei die Fische. Was rockt an dem Spiel? Ganz klar das Spieldesign und die Atmosphäre. Die Tatsache, dass man echt das Gefühl vermittelt bekommt, Teil einer Föderations-Crew zu sein. Das gemeinsame Erfolgserlebnis nach einer erfolgreich beendeten Mission und die vielen kleinen Insider, wie das 3D-Schach im Hintergrund, die goldenen Schiffchen im Besprechungsraum und der spielbare “Kobayashi Maru”-Test.

Was is nich so doll? Der langfristige Mangel an Abwechslung und die momentan nur zwei spielbaren Schiffe. Ansonsten hab ich nicht viel zu meckern.

Das Spiel macht mir viel Spaß, sieht gut aus, hört sich toll an und vermittelt Star Trek Feeling auf bisher unbekannte Art und Weise. Die Ladezeiten sind schön kurz und der VR Komfort ausgesprochen hoch. Alles in Allem ein hervorragendes Spiel für Freunde taktischen Vorgehens, Fans von guten Teamspielen, Trekkies und eigentlich allen Besitzern eines VR-Headsets, die sich von dem, was ich erzählt habe auch nur Ansatzweise angesprochen fühlen.

An die Arbeit!

OlliSignatur-1

Testfazit 16 - Pos Neg - ATolles STAR TREK Feeling
Originelles, spaßiges Teamplay

Angenehm zu Zocken, ohne Übelkeit
Smartes Überlegen geht über Ballern

Testfazit 16 - Pos Neg - B
Langfristig zu wenig Abwechslung

Testfazit 16 - fazitEine gut simulierte Reise an Bord der Föderation,
so machen die unendlichen Weiten in VR Laune!


HIER gibt es übrigens mein TESTVIDEO zum Spiel!


vr-kotzwarnung

Für dieses Spiel kann ich aufgrund meiner Erfahrung komplette Entwarnung geben, was Übelkeit und Schwindel betrifft. Da man sich ruhig umsehen und gemächlich agieren kann, sollte niemandem unwohl werden. Sehr angenehmes Arbeiten.