TestLabor: Super Mario Odyssey (Switch)

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Haltet die Druckerpressen an! Schon wieder ist ein Mariospiel erschienen. Und schon wieder wird es in den Himmel gelobt! Das is ja mal ganz was Neues… NICHT. Super Mario Odyssey gilt jetzt bereits als moderner Klassiker und Klassenprimus des Genres, die Frage ist: zu recht?

Auf den ersten Blick sehen die meisten Spiele mit dem hüpfenden Klempner zwar ausgesprochen ähnlich aus, doch bereits nach ein paar Minuten Spielzeit erkennt man, dass Nintendo durchaus experimentierfreudiger und risikobereiter ist, als man ihnen zugesteht. Super Mario 64 revolutionierte und begründete seinerzeit ein ganzes Genre; den 3D-Platformer. Super Mario Sunshine auf dem GameCube brachte eine offene Missionsstruktur mit an den Tisch und die Fähigkeit, mit einer Wasserspritze Hindernisse, Gegner und Rätsel zu meistern. Auf der Wii schwang sich der gute Italiener gleich zweimal in galaktische Gefilde und brach die klassischen Spielwelten in verschiedene Planeten auf, bei denen sowohl die Bewegungssteuerung als auch die auf den verschiedenen Trabanden herrschende Schwerkraft ein komplett neues, nie dagewesenes Spielgefühl mitbrachten. Jetzt haben wir die Nintendo Switch und Mario bringt auch dieses Mal ordentlich Neuerungen mit. Aber erst einmal zum unoriginellen Teil…

Stockholm-Syndrom

Nachdem der fiese Bowser mal wieder unsere angebetete Prinzessin Daisy entführt hat und sie dieses Mal gar zu einer Hochzeit zwingen will, machen wir uns selbstverständlich auf den Weg, ihm gehörig die Suppe zu versalzen. Doch gleich das erste Aufeinandertreffen endet tödlich – und zwar für unsere legendäre rote Mütze! Oh nein! Was ist ein Mario bloß ohne seine berühmtes Kleidungsstück?

Doch auch das kann uns nicht stoppen. Denn glücklicherweise treffen wir auf Cappy, einen sprechenden Hut aus einer magischen Welt voller schwebender Kopfbedeckungen. Dieser nette Kobold bietet uns prompt seine Hilfe an und dient uns fortan als Schutz vor Sonne, Waffe und sogar Transportmittel. Zusammen besteigen wir eine hutartige Rakete, die auf den titelgebenden Namen “Odyssey” hört und bereisen nun das Spieleuniversum. Fortan klappern wir verschiedene Welten ab, denen Bowser auf dem Weg zu seiner Traumhochzeit (ohne Linda De Mol) diverse Nützlichkeiten geraubt hat. Ob dekorative Blumen, leckere Süppchen oder schnieke Hochzeitskleider… nichts ist vor der amorösen Amphibie sicher.

Nett, wie die Macher hier mit der klassischen “Mario rettet die entführte Prinzessin von Bowser”-Formel hier sowohl feiern, als auch mit einem zwinkernden Auge betrachten. Trotzdem wäre auch in einem Mario-Hüpfer mittlerweile etwas mehr drin gewesen, aber naja.

Die abwechslungsreichen Orte reichen von reichlich bekannten Klassikern wie einer Schnee und Eiswelt, über eine glitzernde Wüste bis hin zu einer prachtvollen japanischen Burg. Sogar zum Mond dürfen wir in bester Dagobert Duck Manier düsen. Viele kleine Details und die vielen quitschfidelen Bewohner erwecken hier selbst die kleinste Hütte zum Leben und machen das Umherschwirren zu einem Fest für Augen, Ohr und Mund, denn der muss regelmäßig schmunzeln.

Wahooo!

Der eigentliche Star der Show ist allerdings nicht Mario, sondern der neugewonnene Mützen-Kumpan Cappy. Er lässt sich gegen Feinde, Kisten und anderen zerstörbaren Krimskrams schleudern, kann Hebel bewegen, Pfähle aus dem Boden rupfen und magische Türen öffnen. Außerdem können wir auf den geworfenen Kollegen im Fluge hopsen und so weiter gelegene Areale erreichen. Aber das beste kommt noch, der eigentliche Clou des neuen Spiels: andere Wesen übernehmen! (Für nur 99 Euro könnte hier IHR Exorzisten-Witz stehen!)

Goombas, Schildkröten und sämtliche herumwuselnden Kreaturen lassen sich so nicht nur mit einem modischen Schnörres versehen, sondern auch von uns steuern. So können wir auch auf deren Talente zugreifen, beispielsweise als Fisch ohne Rücksicht auf Sauerstoff durch die Meere schwimmen oder als Kettenhund Felswände zerstören. Sogar einen T-Rex dürfen wir kapern. Eine echt geile Sache, die sich Nintendo hier ausgedacht hat, vor allem, weil es sich hier nicht bloß um ein witziges Gimmick handelt, sondern die verschiedenen Welten so designt sind, dass wir hier immer wieder die Skills unserer Gegner beachten müssen. Und das gelingt grandios, es wird nie langweilig sich mit einem Lava-Tierchen nach Geheimnissen umzusehen. Ist aber ehrlich gesagt wenig überraschend, war Leveldesign doch schon immer eine der großen Stärken Nintendos.

In einer Stage angekommen, steht uns diese offen zur Erkundung. Wir haben die freie Wahl was wir tun wollen, mit dem einzigen Ziel, die magischen Sonnensegel unseres Raumschiffes mit Power-Monden aufzuladen.  Diese sind glücklicherweise in rauen Mengen überall verteilt, mal hängen sie versteckt hinter einer Klippe oder winken zur Belohnung für erfolgreich beendete Aufgaben. Wir laufen um die Wette, fangen entlaufene Schafe ein oder wuseln in klassischer 8Bit-Optik an Wänden entlang. Vielfalt und Abwechslung sind hier oberste Priorität.

Einfach gut

Fast schon erschreckend wie rund und stimmig sich Super Mario Odyssey spielt. Nichts wirkt schlecht durchdacht oder überstürzt, selten habe ich ein derart feingetuntes Videospiel gedaddelt. Egal ob gezieltes Missionieren oder freies Erkunden – das Spiel ist immer spaßig, unverkrampft locker, oft sehr witzig und zwischendurch auch für Veteranen schön fordernd – so muss ein Telespiel sein. Unser Entdeckergeist wird nicht nur zum Spaß gefordert, sondern immer wieder mit Monden und kleinen Goodies belohnt. Stets hat man etwas zu tun, sieht in der Ferne etwas Interessantes oder erkennt, wozu die geborgten Fähigkeiten der gekaperten Feinde so alles nützlich sind. Man muss echt aufpassen, sich nicht ständig in kleinen Schatzsuchen zu verirren, wenn man doch eigentlich sechs Goldstücke einsammeln oder einen fliehenden Hasen fangen wollte.

Super Mario Odyssey nimmt den Spieler nicht an der Hand, erklärt aber stets alle Neuerungen und die vielfältige Steuerung. Zwar lässt sich das komplette Abenteuer im Handheld-Modus oder mit dem Gamepad bezwingen, doch die beste Eingabemethode ist tatsächlich die mittels der Joycons. Hier können wir den losgepfefferten Hut durch etwas Fuchteln Kreise drehen lassen, was besonders bei Bossen und dem zeitlich begrenzten Einsammeln musikalischer Noten hilfreich ist. Vorbei sind die Zeiten der etwas unpräzisen und fummeligen Steuerung der Wii-Abenteuer, hier ist alles perfekt zu beherrschen.

So werden auch die abgefahrenen Bosskämpfe nach durchschauten Muster zu keinem echten Problem. Bowsers hinterhältige Hasentruppe versucht zwar immer wieder uns aufzuhalten, doch nach den drei berühmten Treffern ist Schicht im Schacht. Jeder Boss hat mehrere Angriffsphasen und Schwachpunkte, so wie man es in einem zünftigen Mario-Spiel erwartet. Auch hier wandelt die Switch-exklusive Reise elegant auf der Linie zwischen Neu und Alt, wie der Rest des Titels zwischen Klassisch und Umbruch und erschafft dabei ein überraschend frisches Klempner-Abenteuer.

“Sammler sind glückliche Menschen” – Johann Wolfgang Goethe

Neben Münzen und besagten Monden sammeln wir weltenspezifische, lilafarbene Extras ein. Mit diesen können wir in jeder Welt Outfits und Dekoration für unser Schiffchen kaufen. Passend zum jeweiligen Thema natürlich; in der Mondwelt einen Raumanzug samt Helm und in der Naschwelt ein Kochoutfit. Witzig und sogar nützlich zugleich, dürfen wir nämlich an jedem Ort eine versteckte Geheimtür nur dann betreten, wenn wir richtig gekleidet sind. Kleidung macht eben Leute! Und welcher olle Gamerhase freut sich nicht über ein grobklotziges Mario 64 Kostüm? Versteckte Pixel-Graffiti und auswählbare Musikstücke, wahlweise in bombastischer Orchestrierung oder in herrlich düdeligem NES-Sound sind ebenfalls eine Verneigung vor der eigenen Vergangenheit und den treuen Fans. Vor Gamern wie mir, die von Anfang an dabei waren, aber trotzdem etwas Neues erleben möchten.

Technisch gibt es nichst zu meckern. Das Spiel sieht top aus, die Bildrate ist flüssig und alles ist klar strukturiert und aufgebaut. Auch im portablen Modus macht die Grafik eine außerordentlioch gute Figur. Die Zwischensequenzen sind niedlich, lassen sich aber bei Bedarf alle überspringen. Eine gelungene Sprachausgabe und vor Allem die mal wieder ohrwurmlastige Musik runden das tolle Gesamtpaket vorzüglich ab. Volle Punktzahl!

Olli ist begeistert

Super Mario Odyssey ist wirklich “Super”. Mehr als super, annähernd perfekt für diese Art von Spiel. Genügend Neues trifft auf alte Stärken in ansprechender Präsentation. Hier stimmt einfach alles, der Spaßfaktor ist unglaublich hoch, Frust oder Langeweile kommen nie auf und alles wirkt dermaßen perfektioniert, dass man den Machern einen Kuchen backen möchte. Dieses Abenteuer ist DER Kaufgrund für die Switch (Sorry, Link) und sollte von JEDEM gezockt werden, dem der Spaß im “Spielspaß” wichtig ist. Hervorragend.

OlliSignatur-1

 

Testfazit 16 - Pos Neg - AOriginell und abwechslungsreich
Lebendige, bunte Spielwelt

Tolle neue Fähigkeiten
Coole Bosskämpfe
Von leicht bis schwer frustfrei
Gelungener Spagat zwischen Alt und Neu

Testfazit 16 - Pos Neg - BSchwache Story

Testfazit 16 - fazitPerfektes Mario Abenteuer. Pflichttitel!

 

 

“Super Mario Odyssey” verdient mein…