TestLabor: UNRAVEL (PS4)

LOGOS - Überschrift TEST Plays

Unravel. Auf dieses von EA publizierte Indie-Spiel habe ich mich sehr gefreut. Seeehr. Und hier ist es nun.

“Wolle mer se reinlasse?”

In einem fantastisch animierten Intro sehen wir eine ältere Dame, die daheim wehmütig aus dem Fenster schaut. Anschließend geht sie eine Treppe herauf, rückt das Foto eines Kindes an der Wand gerade und greift nach einem Korb voller Stricksachen, als plötzlich ein rotes Wollknäuel herausplumpst und die Treppe herunterrollt. Aus dieser Wolle entspringt dann das kleine, quirlige Wesen Yarny, welches wir spielen dürfen. Nachdem wir uns ein wenig im Erdgeschoss umgesehen haben, nähern wir uns einem der vielen Bilderrahmen und starten so unsere Reise durch die große, weite Welt.

Das erste was auffällt ist die unglaubliche Grafik, die mit einem unglaublichen Detailreichtum, realistischer Tiefenunschärfe und grandiosen Animationen aufwartet – echt gigantisch! Neben The Order 1886 eines der eindrucksvollsten Next Gen Erlebnisse, zumindest was die Technik betrifft, denn das eigentliche Gameplay von Unravel ist leider etwas dünner gestrickt.

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Während wir uns fortbewegen verlieren wir immer mehr Garn und müssen daher an verschiedenen Punkten neue Wolle aufsammeln um weiterzukommen. Zwischendurch schwingen wir uns an unseren Fäden durch die hübschen Kulissen, ziehen Gegenstände herum um höher gelegene Orte zu erreichen oder verbinden zwei Punkte mittels unseres treuen Wollfadens und springen so, wie auf einem Trampolin auf einen Baum. Das alles klingt allerdings interessanter und spaßiger als es ist. Denn die recht fummelige Steuerung und die physikbasierten Plattformen reißen einen gerne mal in den holprigen Spieletod und sorgen so zu oft für Frust. Wackelige, schwimmende Objekte und ein schnell etrickender Protagonist , der gerne an Ecken und Kanten hängen bleibt erweckten in mir den Eindruck, dass hier noch eine Runde Feinschliff angebracht gewesen wären.

Als großer Freund farbenfroher Plattformer und origineller Indie-Titel will ich Unravel wirklich mögen. Die einzigartige, geile Präsentation und die ruhige Folkmusik wollen gefallen, trotzdem will der Gamerfunke bei mir persönlich nicht so recht überspringen. Sympathie meinerseits ist da, die große Liebe bleibt aber aus. Zu eintönig sind die einzelnen spielerischen Passagen, zu ungenau die Handhabung. Die vielen Trial`n`Error-Momente zehren an meinem GeduldsFADEN (Tätäääh!) und ließen mich am Ende nur bescheiden Freude mit Unravel haben.

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Die niedliche Idee, unterwegs Erinnerungsfetzen einer älteren Dame, die vereinsamt in ihrem Häuschen wohnt aufzusammeln, verkommt leider ein wenig zum sentimentalen Gimmick und wirkte auf mich eher ein wenig prätentiös als wirklich herzerwärmend. Ebenfalls sehr, sehr schade. Trotzdem ist die Atmosphäre dicht genug um darüber hinwegsehen zu können, dafür ist die gebotene, virtuelle Welt einfach zu hübsch.

Unterm Strich ist Unravel ein nettes, von vielen Problemchen geplagtes Download-Spiel, mit viiiiel verschenktem Potential, einer unfassbar granatigen Optik und einigen netten Momenten geworden. Nicht mehr, nicht weniger. Ich bereue den Kauf nur bedingt, haben mich doch einige, kleine Ideen und Details amüsiert, zum Vollpreis von knapp zwanzig Euro kann ich dieses Strickwerk aber nicht empfehlen.

Dann lieber Yoshi’s Wooly World (LINK)!
Wollibaba 😉

Testfazit 16 - Pos Neg - A
HAMMER Optik

Süße Atmosphäre

Originelle Ansätze

Testfazit 16 - Pos Neg - B
Fummelige Steuerung
Zu Viel Trial’n’ Error
Teils Ärgerliche Puzzles

Testfazit 16 - fazitTolle Grafik, sonst aber ein enttäuschendes Spiel mit
viel verschenktem Potential. Ausgesprochen Schade.